Geld schießt Tore: Borussia Dortmund stellt sich dem härtesten Kapitalmarkttests Deutschlands
Während in anderen europäischen Ländern zahlreiche Fußballvereine börsennotiert sind, stellt sich lediglich ein Verein in Deutschland den weit reichenden Anforderungen des Kapitalmarktes. So ging Borussia Dortmund am 31. Oktober 2000 an die Frankfurter Börse, an welcher der Verein nach wie vor gelistet ist. Eine beachtliche Zeit bedenkt man, dass das Geschäftsmodell „Fußball“ aufgrund seiner zahlreichen Risiken nicht immer den Zuspruch der Aktionäre findet. Vom Ausgabekurs von 11,00 EUR pro Aktie ging es zwischenzeitlich auf 0,84 EUR pro Aktie herunter. Mittlerweile hat sich die Aktie des Traditionsvereins bei ca. 4,00 EUR (Stand: 29. September 2015) eingependelt.
Schaut man sich die Fußball-Bundesliga an, so fällt auf, dass Borussia Dortmund mit seiner Entscheidung, an die Börse zu gehen, ein hohes Risiko eingeht. Der Wind bläst hier ein wenig härter als beispielsweise im beschaulichen München. Die offenzulegenden Informationen gehen weit über das normale Maß hinaus, da hier nicht nur das Vereinsmitglied, sondern auch gerade der interessierte Kapitalmarktteilnehmer über die finanzielle Lage und die künftige Strategie des Unternehmens BVB informiert werden will. So kommt es dann auch mal dazu, dass der Wechsel von Mario Götze zu Bayern München im Jahre 2013 ein Fall für die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist, da die Bild-Zeitung früher berichtete als Dortmund mit einer Ad-hoc-Mitteilung für seine Investoren am Markt war. Alles aber sauber, da kein Fehlverhalten seitens des BVB vorlag.
Anhand obiger Erläuterungen merkt man, dass sich Borussia Dortmund nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch auf dem Frankfurter Parkett mit den Besten messen will. Denn es gilt: Geld schießt Tore! Nur derjenige, der langfristig hohe wirtschaftliche Ergebnisse aus seinen Geschäftsfeldern erzielt, kann im Konzert der Großen mitspielen. Diese Ergebnisse lassen sich nahezu ausschließlich über den sportlichen Erfolg definieren, aber auch – im Falle von Borussia Dortmund – durch die Loyalität der privaten und insbesondere institutionellen Investoren. Gerade letztere müssen Vertrauen in den Verein, die Mannschaft, das Management und das Umfeld haben, dass diese Höchstleistungen erbringen können. Dieses Vertrauen zahlt sich aktuell aus, blickt man auf die Tabelle der Liga. Der Verein hat sich nach einem Jahr voller Enttäuschungen wieder aufgemacht zu dem, was er ist, ein Herausforderer der erfolgsverwöhnten Bayern.
Neben dem Erfolg auf dem Fußballplatz gilt es aber auch erfolgreich in den Augen der Aktionäre zu sein. Die Beurteilung des letztgenannten Erfolges ergibt sich einerseits aus der Entwicklung des Aktienkurses. Andererseits muss sich der BVB den angesagten Kapitalmarkttests stellen. Einer der härtesten, wenn nicht gar der härteste Kapitalmarkttest ist der seit 2014 vom manager magazin und der HHL Leipzig Graduate of Management durchgeführte Wettbewerb „Investors‘ Darling“. Dieser Wettbewerb prämiert den Liebling der deutschen Investoren, den Kapitalmarktstratege des Jahres. Basis dieses Wettbewerbs ist ein einmaliges Bewertungssystem, welches vom Team um Prof. Dr. Henning Zülch, Inhaber des Lehrstuhls ‚Accounting and Auditing‘ an der HHL, aufgesetzt worden ist. Mit seinem RIC-Modell und einem Team von bis zu 25 Analysten bewertet Zülch die Kommunikationsqualität im Bereich des Reporting (R), der Investor Relations (I) aber auch die Reaktion der ausgesandten Informationen am Kapitalmarkt (Capital Market) der 160 größten deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften. Zu diesem Konzert der Großen gehört Borussia Dortmund seit dem 23. Juni 2014 durch den Aufstieg in den SDAX.
Während DAIMLER das Rennen gemacht hat und Investors‘ Darling 2015 ist, hat der BVB in seinem ersten Jahr der Zugehörigkeit einen für einen Sportverein respektablen 117. Platz im Gesamtranking der 160 Unternehmen und den 34. Rang im SDAX eingenommen. So lässt Dortmund beispielsweise angesehene Unternehmen wie E.ON, RWE, die RTL Group, die Deutsche Bank oder MAN hinter sich. Dennoch ist insgesamt gesehen noch viel Luft nach oben in den drei Bewertungsbereichen Reporting, Investor Relations und Capital Markets. Das Gesamtergebnis ist mit ausreichend zu qualifizieren, aber ausreichend kann auch am Kapitalmarkt nicht die Ambition des achtmaligen Deutschen Meisters sein. „Gerade der Geschäftsbericht und die Investor Relations-Arbeit weisen noch deutliches Verbesserungspotenzial auf, um zumindest in der ersten (Kapitalmarkt-)Liga zu bestehen“, so Zülch. Die Finanzanalysten hingegen honorieren den Mut des BVB, sich den Anforderungen des Kapitalmarktes zu stellen. Sie nehmen Dortmund als glaubwürdiges und prosperierendes Unternehmen wahr. Geht es nach Zülch, so „sollten die Vereine der 1. Fußballbundesliga dem Beispiel des BVB folgen und maximale Transparenz zeigen, wie der Kapitalmarkt es von Dortmund verlangt.“ Da Geld bekanntlich Tore schießt, wird nach Zülch „der Weg an die Börse für viele ambitionierte Vereine nur eine Frage der Zeit sein.“
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